Sobald Sie im
Türkischen ein Wort mit einem Suffix versehen, müssen Sie dieses anpassen an
den Vokal in der letzten Silbe des Wortes.
Bei dieser
Anpassung unterscheidet man zwei Prinzipien, die sogenannte kleine Vokalharmonie
und die sogenannte große Vokalharmonie. An dieser Stelle finden Sie eine
vergleichende Übersicht über beide Arten der Vokalharmonie.
Ein eigener
Abschnitt stellt die große Vokalharmonie in den Mittelpunkt. Im
darauffolgenden Kapitel zur kleinen Vokalharmonie finden Sie noch detailliertere
Informationen zu Ersterer.
Vokalharmonie im Türkischen
|
||
Kleine Vokalharmonie
|
Große Vokalharmonie
|
|
Regeln
|
1. helle Vokale → e
2. dunkle Vokale → a |
1. e und i → i
2. ö und ü → ü 3. a und ı → ı 4. o und u → u |
betroffene Suffixe
|
- Pluralbildung
- Dativ - Lokativ - Ablativ |
- Personalendungen
- Possessivendungen - Genitiv - Akkusativ - Fragepartikel |
Was soll
Ihnen obige Tabelle im Überblick zeigen?
Sie sollten
sich merken, dass es zwei Arten der Vokalharmonie gibt: eine kleine und eine
große. Bei der kleinen Vokalharmonie muss man zwei Regeln lernen, bei der
großen Vokalharmonie muss man sich vier Regeln merken. Die kleine Vokalharmonie
taucht auf bei den Suffixen, die man bei der Pluralbildung, dem Dativ, dem
Lokativ und dem Ablativ verwendet. Mit der großen Vokalharmonie werden Sie
wieder zu tun haben, wenn Sie die Personalendungen, die Possessivendungen, den
Genitiv, den Akkusativ oder den Fragepartikel im Türkischen lernen.
Um Ihnen
einen ersten Eindruck dessen zu geben, was dieses Phänomen konkret ausmacht,
finden Sie hier ein Beispiel zur kleinen Vokalharmonie: Wir ziehen an dieser
Stelle nur die Bildung des Plurals zur Erklärung heran, alle weiteren
Erklärungen und Beispiele finden Sie dann in den entsprechenden Kapiteln. Bei
der Bildung des Plurals wird ein Suffix an die Grundform des Wortes angehängt.
Dieses Suffix gibt es in zwei Formen: -ler und -lar. Das Suffix -ler
wird an Substantive angehängt, deren letzte Silbe einen hellen Vokal hat. Das
Suffix -lar wird an Substantive angefügt, deren letzte Silbe einen
dunklen Vokal in sich trägt.
BEISPIELE
für die Vokalharmonie bei der Bildung des Plurals im Türkischen:
|
|||||
helle Vokale
|
dunkle Vokale
|
||||
Singular
|
Plural
|
Singular
|
Plural
|
||
Nacht - Nächte
|
gece
|
geceler
|
oda
|
odalar
|
Zimmer - Zimmer
|
Traube - Trauben
|
üzüm
|
üzümler
|
hatıra
|
hatıralar
|
Souvenir - Souvenirs
|
Nuss - Nüsse
|
ceviz
|
cevizler
|
masa
|
masalar
|
Tisch - Tische
|
Dies sollte
Ihnen nur als Einführung und erster Überblick dienen. Mehr Informationen finden
Sie in den Kapiteln zur
Bei der
Vokalharmonie im Türkischen gibt es auch Ausnahmen. Diese sind aber in ihrer Zahl
überschaubar und wir stellen sie Ihnen in einem Überblick in einem eigenen
Kapitel vor.
Die große Vokalharmonie im
Türkischen
Um die
Angleichungen der großen Vokalharmonie im Türkischen korrekt ausführen zu
können, müssen Sie sich vier Regeln merken:
Für helle Vokale:
- Bei Endsilben, die ein e oder i in sich tragen, erscheint im angehängten Suffix ein i.
- Bei Endsilben, die ein ö oder ü in sich tragen, erscheint im angehängten Suffix ein ü.
Für dunkle Vokale:
- Bei Endsilben, die ein a oder ı in sich tragen, erscheint im angehängten Suffix ein ı.
- Bei Endsilben, die ein o oder u in sich tragen, erscheint im angehängten Suffix ein u.
Zusammengefasst
als Faustregel:
e und i → i
ö und ü → ü
a und ı → ı
o und u → u
ö und ü → ü
a und ı → ı
o und u → u
Wann greift
die große Vokalharmonie?
Die große
Vokalharmonie greift immer dann, wenn Sie ein Suffix an ein Wort anfügen
möchten. In diesem Fall müssen Sie den Vokal im Suffix anpassen an den Vokal in
der Endsilbe des Wortes. Die Regeln der großen Vokalharmonie greifen bei:
- dem Anhängen der Personalendungen
- dem Anhängen der Possessivendungen
- der Bildung des Genitiv
- der Bildung des Akkusativ
- dem Fragepartikel
- der Bildung der Ordnungszahlen
Selbstverständlich
finden Sie mehr Regeln, Erklärungen und Beispiele in den entsprechenden
Kapiteln. Wir greifen an dieser Stelle als erstes Beispiel die Bildung der
Ordnungszahlen im Türkischen heraus, denn auch diese folgt den Regeln der
großen Vokalharmonie. Um eine Ordnungszahl zu bilden, hängt man an die Zahl
(die Kardinalzahl) das Suffix -(i)nci an. Diese Endung verändert sich
aber dem Vokal in der letzten Silbe der Kardinalzahl entsprechend. Schauen Sie
sich gleich einige konkrete Beispiele an:
BEISPIELE
für die große Vokalharmonie im Türkischen (am Beispiel der Bildung der
Ordnungszahlen):
|
||
Faustregel:
|
Zahl
|
Ordnungszahl
|
e und i →
i
|
eins: bir
|
erster: birinci
|
ö und ü →
ü
|
drei: üç
|
dritter: üçüncü
|
a und ı →
ı
|
sechs: altı
|
sechster: altıncı
|
o und u →
u
|
neun: dokuz
|
neunter: dokuzuncu
|
Neben dieser
großen Vokalharmonie gibt es im Türkischen auch noch ein weiteres Prinzip der
Lautlehre: die kleine Vokalharmonie, die Sie bereits im letzten Kapitel
kennengelernt haben.
Bei der
Vokalharmonie im Türkischen gibt es auch Ausnahmen. Diese sind aber in ihrer Zahl
überschaubar und wir stellen sie Ihnen in einem Überblick in einem eigenen
Kapitel vor.
Die kleine Vokalharmonie im
Türkischen
Um die
Angleichungen der kleinen Vokalharmonie im Türkischen korrekt ausführen zu
können, müssen Sie sich zwei Regeln merken:
- Bei Endsilben mit einem hellen Vokal erscheint im angehängten Suffix ein e.
- Bei Endsilben mit einem dunklen Vokal erscheint im angehängten Suffix ein a.
Zusammengefasst
als Faustregel:
hell → e
dunkel → a
dunkel → a
Wann greift
die kleine Vokalharmonie?
Die kleine
Vokalharmonie greift immer dann, wenn Sie ein Suffix an ein Wort anfügen
möchten. In diesem Fall müssen Sie den Vokal im Suffix anpassen an den Vokal in
der Endsilbe des Wortes. Die Regeln der kleinen Vokalharmonie greifen bei:
- der Pluralbildung
- der Bildung des Dativ
- der Bildung des Lokativ
- der Bildung des Ablativ
Selbstverständlich
finden Sie mehr Regeln, Erklärungen und Beispiele in den entsprechenden
Kapiteln. Wir greifen an dieser Stelle als Beispiel die Bildung der Mehrzahl
(des Plurals) im Türkischen heran: Bei der Bildung des Plurals wird ein Suffix
an die Grundform des Wortes angehängt. Dieses Suffix gibt es in zwei Formen: -ler
und -lar. Das Suffix -ler wird an Substantive angehängt, deren
letzte Silbe einen hellen Vokal hat. Das Suffix -lar wird an Substantive
angefügt, deren letzte Silbe einen dunklen Vokal in sich trägt. Schauen Sie
sich diese Beispiele an:
BEISPIELE
für die Vokalharmonie bei der Bildung des Plurals im Türkischen: |
|||||
helle Vokale
|
dunkle Vokale
|
||||
Singular
|
Plural
|
Singular
|
Plural
|
||
Nacht - Nächte
|
gece
|
geceler
|
oda
|
odalar
|
Zimmer - Zimmer
|
Traube - Trauben
|
üzüm
|
üzümler
|
hatıra
|
hatıralar
|
Souvenir - Souvenirs
|
Nuss - Nüsse
|
ceviz
|
cevizler
|
masa
|
masalar
|
Tisch - Tische
|
Im folgenden
Kapitel lernen Sie das zweite Prinzip der Lautlehre im Türkischen kennen: die große Vokalharmonie.
Bei der
Vokalharmonie im Türkischen gibt es auch Ausnahmen. Diese sind aber in ihrer Zahl
überschaubar und wir stellen sie Ihnen in einem Überblick in einem eigenen
Kapitel vor.
Ausnahmen bei der
Vokalharmonie
Zwar ist das
Türkische im Grunde eine ganz regelhafte Sprache, aber einige wenige Ausnahmen
gibt es doch. Zum Beispiel bei der Vokalharmonie. Der Regel folgend, muss man
das Suffix an den Vokal in der Endsilbe des Wortes anpassen. Wenn Sie als
Lerner jetzt ein Suffix an ein Wort anhängen möchten, überlegen Sie sich wie
das Wort geschrieben wird, suchen sich den Vokal in der Endsilbe heraus und
fügen das Suffix entsprechend an. Für das türkische Sprachverständnis und
Sprachgefühl ist aber nicht die Schreibweise ausschlaggebend, sondern die
Aussprache. Wenn ein Wort jetzt zwar mit einem dunklen Vokal geschrieben wird,
der aber als heller Vokal ausgesprochen wird, so greifen beim Anfügen von
Suffixen die Regeln für helle Vokale.
Dies
betrifft oft Wortschatz, den das Türkische aus dem Arabischen und Persischen
entlehnt hat.
Aber diese
Ausnahmen kann man wieder mit Regeln beschreiben:
Regel 1: Wenn eines der folgenden Suffixe
an der Endsilbe des Wortes angehängt wird, kann die Vokalharmonie verletzt
werden: -yor, -ken, -ki, -leyin, -daş, -gil, -mtrak
BEISPIELE
|
|
uyumak
|
schlafen
|
uyurken
|
während er
schläft
|
Regel 2: Bei zusammengesetzten Wörtern (1)
und Wörtern mit einem Suffix (2) wird keine Vokalharmonie gesucht.
BEISPIELE
|
|
ilkokul
|
die
Grundschule (1)
|
hanımeli
|
das
Geißblatt (1)
|
ev
|
das Haus
(2)
|
dört
|
vier (2)
|
Das nun
folgende Kapitel stellt Ihnen die Konsonanten des Türkischen und die beiden Klassen (stimmhafte
und stimmlose Konsonanten) vor, in die man die Konsonanten einteilt.
Das nun
folgende Kapitel stellt Ihnen die Konsonanten des Türkischen und die beiden Klassen (stimmhafte
und stimmlose Konsonanten) vor, in die man die Konsonanten einteilt.
Die
Konsonanten im Türkischen unterteilt man – wie die Vokale übrigens auch – in
zwei Gruppen. Allerdings unterscheidet man bei den Konsonanten nicht helle und
dunkle, sondern stimmhafte und stimmlose Konsonanten. Stimmhafte Konsonanten
werden eher weich ausgesprochen. Stimmlose Konsonanten werden eher hart
ausgesprochen.
Welchen
Konsonanten man welcher Gruppe zuordnet, sehen Sie in der folgenden
Übersichtstabelle:
Übersicht über stimmhafte und stimmlose Konsonanten
im Türkischen
|
|
stimmhafte Konsonanten
|
stimmlose Konsonanten
|
- eher weich ausgesprochen -
|
- eher hart ausgesprochen -
|
b – c – d – j – g – ğ – l – m – n – r – v – y - z
|
ç – f – h – k – p – s – ş – t
|
Warum weisen
wir Sie auf diesen Unterschied zwischen stimmhaften und stimmlosen Konsonanten
hin? Die Antwort hierauf finden Sie im nächsten Kapitel. Dort lernen Sie ein
weiteres Prinzip der türkischen Lautlehre kennen, den Konsonantenwandel. Bei diesem Prinzip der Lautlehre
geht es darum, dass sich beim Anhängen von Suffixen der Anfangskonsonant des
Suffixes entweder verhärtet oder erweicht. Aus diesem Grund sollten Sie sich
jetzt die Auflistung der stimmlosen Konsonanten noch einmal aufmerksam
durchlesen.
Ein weiteres Prinzip der
türkischen Lautlehre: der Konsonantenwandel
Ein weiteres
Prinzip der Lautlehre des Türkischen: der Konsonantenwandel
Der
Konsonantenwandel ist ein weiteres Prinzip der türkischen Lautlehre. Es basiert
auf der Tatsache, dass man im Türkischen zwischen stimmhaften und stimmlosen
Konsonanten unterscheiden muss.
Welchen
Konsonanten man welcher Gruppe zuordnet, sehen Sie in der folgenden
Übersichtstabelle:
Übersicht über stimmhafte und stimmlose Konsonanten
im Türkischen
|
|
stimmhafte Konsonanten
|
stimmlose Konsonanten
|
- eher weich ausgesprochen -
|
- eher hart ausgesprochen -
|
b – c – d – j – g – ğ – l – m – n – r – v – y - z
|
ç – f – h – k – p – s – ş – t
|
Das Prinzip,
das hinter den lautlichen Veränderungen steckt, ist, dass man dem türkischen
Sprachgefühl folgend, nicht stimmhafte und stimmlose Konsonanten nacheinander
sprechen kann. Aus diesem Grund muss die lautliche Umgebung angepasst werden.
Was passiert
bei dieser Veränderung? Grundsätzlich müssen Sie hier zwischen zwei Mustern der
Veränderung unterscheiden: zum einen kommt es durch dieses Prinzip zu
Veränderungen im Auslaut des Wortes, an das ein Suffix angehängt wird, zum
anderen verändert sich die Lautung und die Schreibung des angefügten Suffix.
Beide Muster stellen wir Ihnen im Folgenden vor.
Muster 1:
Veränderungen im Auslaut des Wortes
Bei diesem
Muster kommt es zu einer Erweichung des Konsonanten im Auslaut eines Wortes.
Dieses Muster greift immer dann, wenn ein Suffix an das Wort angefügt wird, das
mit einem Vokal beginnt. Welche Regeln müssen Sie sich hierzu merken?
Faustregel:
Wenn ein Suffix mit einem Vokal beginnt und an einen Auslaut eines Wortes mit
einem stimmlosen Konsonanten angefügt werden soll, so verändert sich dieser
stimmlose in einen stimmhaften Konsonanten.
p → b
ç → c
t → d
k → ğ
nk → ng
ç → c
t → d
k → ğ
nk → ng
Damit diese
Regeln nicht alleine graue Theorie bleiben, zeigen wir Ihnen hier einige
Beispiele:
BEISPIELE*
für den Konsonantenwandel (nach dem Muster 1) im Türkischen:
|
|||
p → b
|
|||
Schrank
|
dolap
|
dolabım
|
mein Schrank
|
Wein
|
şarap
|
şarabım
|
mein Wein
|
ç → c
|
|||
Medikament
|
ilaç
|
ilacım
|
mein Medikament
|
Karotte
|
havuç
|
havucum
|
meine Karotte
|
t → d
|
|||
Heimat
|
yurt
|
yurdum
|
meine Heimat
|
k → ğ
|
|||
Fuß
|
ayak
|
ayağım
|
mein Fuß
|
Blume
|
çiçek
|
çiçeğim
|
meine Blume
|
nk → ng
|
|||
Farbe
|
renk
|
rengim
|
meine Farbe
|
Girlande, Kranz
|
çelenk
|
çelengim
|
meine Girlande, mein Kranz
|
* Bestimmt
ist Ihnen aufgefallen, dass all diese Beispiele einem bestimmtem Muster folgen:
Ein Substantiv wird mit dem Possessivpronomen versehen. Im Türkischen ist
dieses aber kein Pronomen, das alleine steht, sondern eine Endung, die an das
Substantiv angehängt wird. Mehr hierzu lesen Sie im Kapitel zu den Possessivendungen.
Muster 2:
Veränderungen im angehängten Suffix
Bei diesem
Muster kommt es zu einer Verhärtung des Anfangskonsonanten in einem angefügten
Suffix. Dieses Muster greift immer dann, wenn ein Suffix, das mit einem
stimmlosen Konsonanten beginnt, an ein Wort angefügt werden soll, das mit einem
stimmhaften Konsonanten endet. Sie sehen, hier passt für das türkische
Sprachgefühl wieder etwas nicht zusammen: Man kann nicht erst einen stimmhaften
Konsonanten sprechen und ihm gleich einen stimmlosen folgen lassen. Deshalb
muss man hier bei Aussprache und Schreibung wieder etwas ändern. Diese
Veränderungen folgen der Faustregel:
Wenn ein Wort auf einen stimmhaften Konsonanten endet
und ein Suffix angehängt werden soll, das eigentlich mit einem stimmlosen
Konsonanten beginnt, so wird dieser Konsonant aufgeweicht.
c → ç
d → t
g → k
d → t
g → k
Hier finden
Sie wieder einige Beispiele hierzu:
BEISPIELE*
für den Konsonantenwandel (nach dem Muster 2) im Türkischen: d → t |
|||
keine Veränderung:
|
|||
Wüste
|
çöl
|
çölde
|
in der Wüste
|
Zug
|
tren
|
trende
|
im Zug
|
mit Veränderung:
|
|||
Flugzeug
|
uçak
|
uçakta
|
im Flugzeug
|
Bus
|
otobüs
|
otobüste
|
im Bus
|
* Diese
Beispiele sind alle aus dem Kapitel zum Lokativ entnommen. Bei diesem Fall, der
angibt wo sich etwas oder jemand befindet, wird das Suffix -de (mit
Konsonantenwandel das Suffix -te) an das Substantiv angehängt.
Wir hoffen,
dass Sie in diesem Abschnitt einen guten Überblick über das Grundprinzip des
Konsonantenwandels bekommen haben. Sie werden in den entsprechenden Kapiteln,
die Grammatikphänomene beschreiben, die von diesem Wandel betroffen sind, immer
auch noch mehr Informationen und Beispiele finden.
Nachdem Sie
sich nun alles Wesentliche zur Aussprache des Türkischen angeeignet haben,
finden Sie in den folgenden Kapiteln Wissenswertes zur Rechtschreibung der türkischen Sprache. Sicherlich
ist es auch lohnenswert, diese Kapitel zumindest einmal aufmerksam
durchzulesen, denn auch hier gibt es wieder Unterschiede zum Deutschen.
Das Substantiv im Türkischen:
Ein erster Überblick
Im folgenden
Kapitel finden Sie eine ausführliche Einführung in das System der Substantive
in der türkischen Sprache. Das sollte man - ganz allgemein - über die
Substantive im Türkischen wissen:
- Substantive im Türkischen haben kein grammatisches Geschlecht.
- Im Türkischen gibt es keinen Artikel – weder einen bestimmten noch einen unbestimmten.
- Die Bestimmtheit eines Substantivs kann man benennen, indem man die Zahl bir (dt. eins) dem Substantiv voranstellt.
- Den Plural im Türkischen bildet man, in dem man das Suffix -ler bzw. -lar an das Substantiv anfügt. Hierbei greifen die Regeln der kleinen Vokalharmonie.
- Der Plural wird im Türkischen anders gebraucht als im Deutschen: Erst wenn für einen türkischen Sprecher die Mehrzahl, über die er spricht, eine individuelle und zählbare Form angenommen hat, verwendet er die grammatische Form des Plural.
- Im Türkischen gibt es sechs Fälle. Sie heißen: Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ, Lokativ und Ablativ.
- Der Nominativ ist die Grundform eines jeden Substantivs. Sie findet man in den Wörterbüchern und Vokabellisten. Der Nominativ hat keine Endung.
- Alle weiteren Fälle werden gebildet, indem man ein Suffix an die Grundform des Substantivs anfügt.
- Die Bildung des Genitiv und des Akkusativ folgt dabei der großen Vokalharmonie. Der Dativ, der Lokativ und der Ablativ werden den Regeln der kleinen Vokalharmonie entsprechend gebildet.
Diese
schlagwortartige Zusammenfassung soll Ihnen als ein erster, grober Überblick
dienen. Mehr Informationen, Erklärungen und Beispielsätze finden Sie in den nun
folgenden Lektionen. Am besten, Sie steigen in das türkische System der
Substantive ein, indem Sie sich über das grammatische Geschlecht der Nomen informieren.
Der Artikel im Türkischen
Das
Türkische kennt keinen Artikel – weder einen bestimmten (im Deutschen wäre das der,
die oder das) noch einen unbestimmten Artikel (der im Deutschen ein
oder eine lautet). Das erspart Ihnen Arbeit beim Lernen des Vokabulars.
Ein
Substantiv im Türkischen – nehmen wir als Beispiel das Substantiv içecek
– kann je nach Kontext des Satzes, in dem es steht, bedeuten: das Getränk,
ein Getränk, Getränke und die Getränke.
Man kann
aber im Türkischen trotzdem Bestimmtheit zum Ausdruck bringen, indem man die
Zahl bir (dt. eins) vor das Substantiv setzt. Dem obigen Beispiel
folgend heißt ein Getränk auf Türkisch also bir içecek.
Weitere Beispiele:
BEISPIELE
|
|
tabak
|
Teller
|
bir tabak
|
ein Teller
|
bardak
|
Glas
|
bir bardak
|
ein Glas
|
bıçak
|
Messer
|
bir bıçak
|
ein Messer
|
Wenn Sie
aber Ihren Tisch mit mehreren Tellern und Gläsern bestücken möchten, finden Sie
im nächsten Kapitel alles Wichtige und Wissenswerte zur Bildung des Plurals (der Mehrzahl).
Die Bildung des Plurals (der
Mehrzahl)im Türkischen
In diesem
Kapitel lernen Sie zunächst die Bildung des Plurals im Türkischen. Erst im
nächsten Kapitel finden Sie eine fundierte Einführung in den Gebrauch des Plurals im Türkischen. An dieser Stelle
wollen wir aber schon vorwegnehmen, dass man im türkischen Verständnis von
Sprache das Konzept von Einzahl (Singular) und Mehrzahl (Plural) anders sieht
als im Deutschen.
Nun aber
zurück zur Bildung des Plurals: Wie setzt man ein Substantiv im Türkischen von
der Einzahl in die Mehrzahl? Grundsätzlich müssen Sie sich merken, dass man den
Plural im Türkischen bildet, indem man ein Suffix an die Grundform des
Substantivs anhängt. Dieses Substantiv ist -ler bzw. -lar. Als
Faustregel können Sie sich also merken:
Plural:
Substantiv + -ler/-lar
Warum werden
in obiger Faustregel zwei unterschiedliche Suffixe genannt? Dies hängt zusammen
mit der kleinen Vokalharmonie im Türkischen. Die Vokalharmonie
ist ein Prinzip der Lautlehre im Türkischen, die die angefügten Suffixe der
Aussprache der letzten Silbe des Substantivs, das verändert werden soll,
angleicht.
Das Suffix -ler
wird an Substantive angehängt, deren letzte Silbe einen hellen Vokal hat. Das
Suffix -lar wird an Substantive angefügt, deren letzte Silbe einen
dunklen Vokal in sich trägt. Schauen Sie sich diese Beispiele an:
BEISPIELE
für die Bildung des Plurals im Türkischen: |
|||||
helle Vokale:
e – i – ö - ü
|
dunkle Vokale:
a - ı - o – u
|
||||
Singular
|
Plural
|
Singular
|
Plural
|
||
Mutter –
Mütter
|
anne
|
anneler
|
baba
|
Babalar
|
Vater -
Väter
|
Tante –
Tanten
|
teyze
|
teyzeler
|
dayı
|
Dayılar
|
Onkel -
Onkel
|
Erwachsener
- Erwachsene
|
yetişkin
|
yetişkinler
|
çocuk
|
Çocuklar
|
Kind -
Kinder
|
Familie –
Familien
|
aile
|
aileler
|
arkadaş
|
Arkadaşlar
|
Freund -
Freunde
|
Tante -
Tanten
|
teyze
|
teyzeler
|
insan
|
İnsanlar
|
Mensch -
Menschen
|
Nacht -
Nächte
|
gece
|
geceler
|
bay
|
Baylar
|
Herr -
Herren
|
Engel
-Engel
|
melek
|
melekler
|
bayan
|
Bayanlar
|
Frau –
Frauen
|
Wenn Sie
nicht mehr wissen, welche Vokale im Türkischen als hell (e - i - ö - ü) bzw. dunkel (a - ı - o - u) bezeichnet werden, können Sie
hier nochmals das Kapitel zu den Vokalen im Türkischen nachschlagen.
Ein
Vorschlag zum Üben:
Gehen Sie
jetzt zurück in die Vokabelliste der Lektion, die Sie gerade lernen. Bitte
suchen Sie sich hier alle Substantive heraus und setzen Sie diese vom Singular
in den Plural. Sprechen Sie die Singular- und Pluralformen immer auch laut aus.
Im folgenden
Kapitel erklären wir Ihnen wie man den Plural im Türkischen gebraucht. Dort finden Sie auch viele
vollständige Beispielsätze.
Der Gebrauch des Plurals im
Türkischen
Muttersprachler
des Türkischen verstehen den Plural anders als Deutsche. Im Deutschen sagen Sie
das Kind, wenn Sie über ein einzelnes Kind sprechen und die Kinder,
wenn Sie über mehrere Kinder sprechen. Für ein türkisches Sprachverständnis ist
das anders: Im Türkischen kann die Form, die man im Deutschen als Einzahl
(Singular) bezeichnet, sowohl die Einzahl als auch die Mehrzahl von Personen
oder Objekten benennen. Wenn ein Sprecher des Türkischen nun die Mehrzahl im
Sinne einer Gruppe, einer Gruppenbezeichnung oder einer Gattung meint, so
bleibt er dabei, die Grundform (die wir als „Singular“ kennen) zu verwenden. Er
verwendet erst den Plural, wenn diese undefinierte Masse für ihn individuelle
Züge angenommen hat.
Wenn Sie zum
Beispiel von Ihrem türkischen Bekannten gefragt werden, ob Sie denn Kinder
haben, so wird er fragen:
„Haben Sie Kinder?“ - „Çocuğunuz var mı?“
Wenn Sie
seine Frage bejahen und ihm jetzt antworten:
„Ja, ich habe einen Sohn, er heißt Aydin und eine
Tochter, sie heißt Melek.“ - „Evet, bir erkek çocuğum var. Adı Aydın ve bir kız
çocuğum var. Adı Melek.“
Dann nimmt
die ungezählte, unbekannte Menge der Kinder, die der Bekannte zuvor im Singular
erfragt hat, für ihn Gestalt an und seine nächste Frage könnte lauten:
„Wie alt sind die Kinder denn?“ - „.Çocuklar
kaç yaşında peki?“
In dieser
Frage würde er den Plural verwenden.
Ein weiteres
Beispiel zu dieser Unterscheidung finden Sie hier:
BEISPIELE
|
|
Oradan bilet
alınabilinir.
|
Dort kann
man Tickets kaufen.
|
Deniz
ailesi için biletleri aldı.
|
Deniz hat
die Tickets für die ganze Familie gekauft.
|
Hier zeigen
wir Ihnen weitere Beispiele, in denen der Plural im Türkischen vorkommt:
BEISPIELE
|
|
Yetişkinler şehir gezisiyle ilgileniyorlar. Çocuklar
severek oyun oynuyorlar.
|
Erwachsene interessieren sich für die
Stadtrundfahrt. Kinder spielen lieber.
|
Ücret: Yetişkinler
10 avro. Çocuklar için yarı fiyat ödenir.
|
Preis: Erwachsene
10 Euro. Für Ihre Kinder zahlen Sie die Hälfte.
|
Firmanın broşürleri
çok ilginç.
|
Die Broschüren
dieser Firma sind interessant.
|
Hemen
ertesi gün ilk broşürler eline geçer.
|
Schon am
nächsten Tag erhält er die ersten Broschüren.
|
Wenn Sie
sich gerade fragen, wie diese Pluralformen zustande kommen, können Sie hier
zurück zum Kapitel über die Bildung des Plurals kommen.
Zum Gebrauch
des Plural im Türkischen sollten Sie sich noch drei weitere Regeln merken:
1. Nach
konkreten Mengenangaben (Zahlwörter und Zählwörter) steht im Türkischen das
Substantiv immer im Singular.
Schauen Sie
sich diese Regel anhand einiger Beispiele an:
BEISPIELE
|
|
araba
|
Auto
|
arabalar
|
Autos
|
bir araba
|
ein Auto
|
iki araba
|
zwei Autos
|
üç araba
|
drei Autos
|
birçok araba
|
viele Autos
|
bütün araba
|
alle Autos
|
Şansınız
var. Bu zaman diliminde iki araba boş.
|
Sie haben
Glück. In diesem Zeitraum sind noch zwei Autos frei.
|
Yıldırım
ailesinin üç arabası var.
|
Familie
Yildirim hat drei Autos.
|
Şehir
içinde çok araba kullanılıyor.
|
In der
Innenstadt fahren viele Autos.
|
Bütün arabaların hava yastığı
var.
|
Alle Autos
haben Airbags.
|
2. Bei
Aufzählungen von Substantiven, die nicht mit Konjunktionen (sondern nur mit
Kommata) getrennt sind, wird das Pluralsuffix an alle Substantive angehängt.
Bei Aufzählungen die durch Konjunktionen (z. B. mit und) verbunden sind,
wird oft das Pluralsuffix lediglich an das letzte Substantiv der Aufzählung
angehängt.
BEISPIELE
|
|
Ben
blucin, süveter, tişört alıyorum.
|
Ich kaufe
Jeans, Pullover, T-Shirts.
|
Ben
blucin, süveter ve tişörtler alıyorum.
|
Ich kaufe
Jeans, Pullover und T-Shirts.
|
Biz pide,
zeytin, domates çok köfte yiyoruz.
|
Wir essen
Pide, Oliven, Tomaten, viele Köfte.
|
Biz pide,
zeytin, domates ve çok köfteler yiyoruz.
|
Wir essen
Pide, Oliven, Tomaten und viele Köfte.
|
3. Hier
müssen Sie beim Übersetzen aus dem Türkischen ins Deutsche aufpassen: Wo im
Deutschen ein Einzahlwort (ein Wort, das nur im Singular vorkommt) steht, kann
man im Türkischen auch die Pluralform bilden. Wir empfehlen Ihnen zum Beispiel
den türkischen Plural von Schnee (kar) mit Schneemassen zu
übersetzen.
BEISPIELE
|
|
kar
|
Schnee
|
karlar
|
Schneemassen
|
toz
|
Staub
|
tozlar
|
Staubmassen
|
yağmur
|
Regen
|
yağmurlar
|
Regenmassen
|
Ay
yüzeyinin her yeri tozlarla örtüldü.
|
Der
Mondboden ist überall mit Staubmassen bedeckt.
|
Yağmurlar araba bayisinin çatısını yıktı.
|
Die Regenmassen
lassen das Dach beim Autohändler einstürzen.
|
In den
nächsten Kapiteln erfahren Sie, wie viele Fälle es im Türkischen gibt, wie man sie
bildet und wann man sie einsetzt.
Währung und Bezahlen
In der
Türkei wird mit der Neuen Türkischen Lira (YTL) gezahlt. Eine Türkische Lira
wird in 100 Kuruş unterteilt.
Lernen und
üben Sie jetzt, wie sich Preise in der Türkei ausdrücken und erfragen lassen:
BEISPIELE
zu Währung und Bezahlen:
|
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Bu kaç
para?
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Wie viel
kostet das?
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Bu 20
lira.
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Das kostet
20 Lira.
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Ödemek
istiyorum,lütfen.
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Ich würde
gerne bezahlen, bitte.
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Hesap,
lütfen.
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Die
Rechnung, bitte.
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Yüz Lira,
lütfen.
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Das macht
hundert (100) Lira, bitte.
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besyüzyirmi
Lira
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fünfhundertzwanzig
(520) Lira
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ikibindörtyüzon
Lira
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zweitausendvierhundertzehn
(2410) Lira
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Bu çok
pahalı.
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Das ist zu
teuer.
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Pamukkale`ye
gezi 250 Lira.
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Der
Ausflug nach Pamukkale kostet 250 Lira.
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Ben
Batikbez için doksan Lira veririm. Daha fazla veremem!
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Ich biete
neunzig (90) Lira für das Batiktuch. Mehr nicht!
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Topkapı
Palas giriş ücreti elli Lira.
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Der
Eintritt in den Topkapi-Palast kostet fünfzig Lira.
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Taksi
şehir içine 20 Lira.
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Das Taxi
in die Innenstadt kostet 20 Lira.
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Yazlık evi
haftalık üçbinsekizyüz Lira.
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Die
Ferienwohnung kostet dreitausendachthundert (3800) Lira pro Woche.
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Wenn Sie
weiter die Anwendung der Zahlen üben möchten, finden Sie gleich im Anschluss
ein Kapitel zur Uhrzeit.
Die sechs Fälle im Türkischen
Im
Türkischen gibt es – anders als im Deutschen – sechs Fälle. Diese sind:
Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ, Lokativ und Ablativ. Alle Fälle im
Türkischen werden gebildet, indem man ein Suffix (das den jeweiligen Fall
kennzeichnet) an die Grundform des Substantivs anhängt. Diese sogenannte Grundform
eines Substantivs ist der Nominativ. Diese Form finden Sie in jedem Wörterbuch
und natürlich auch in allen Vokabellisten Ihres Sprachkurses. In diesem Sinne
zählt man in der türkischen Grammatik den Nominativ eigentlich nicht als
eigenen Fall, sondern man führt ihn als die Grundform eines Substantivs ein.
In den
folgenden Kapiteln stellen wir Ihnen immer zuerst die Bildung eines jeden
Falles der türkischen Sprache und dann seinen Gebrauch im Satz vor.
Hier in
diesem Kapitel finden Sie eine erste, hilfreiche Übersicht über die Fälle im
Türkischen. Sie finden in nachfolgender Tabelle eine Auflistung der angefügten
Suffixendungen und eine weitere Hilfe, nämlich das Fragewort, wie man nach dem
entsprechenden Fall fragt. Sie kennen das vielleicht noch aus Ihrem
Deutsch-Unterricht. Nach dem Nominativ fragt man mit wer oder was?, nach
den Genitiv fragt man mit wessen? und so weiter. Gleiches wird Ihnen
bestimmt auch beim Türkisch-Lernen hilfreich sein.
Die sechs Fälle im Türkischen
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Fall:
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Suffix
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Wie fragt man nach diesem Fall?
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Nominativ
|
kein Suffix, da Grundform
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Kim? (dt.: Wer?) / Ne? (dt.: Was?)
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Genitiv
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-(n)in/ -(n)ün/ -(n)ın/ -(n)un
|
Kimin? (dt.: Wessen?) / Neyin (dt.: Von was?)
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Dativ
|
-(y)e/ -(y)a
|
Kime? (Wem?) / Nereye? (Wohin?)
|
Akkusativ
|
-(y)i/ -(y)ü/ -(y)ı/ -(y)u
|
Kimi? (Wen?) / Ne? (was?)
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Lokativ
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-de/-da
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Kimde? (Bei wem?) / Nerede? (Wo?)
|
Ablativ
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-den/-dan
|
Kimden? (Von wem?) / Nereden? (Woher?)
|
Bei den
Fällen im Türkischen müssen Sie sich beim Anhängen der Suffixendung nach der Vokalharmonie des Türkischen richten. Sie finden
hier eine Übersicht, welche Art der Vokalharmonie bei welchem Fall greift:
Welche Art der Vokalharmonie greift bei welchem
Fall?
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||
Fall:
|
Suffix
|
Vokalharmonie
|
Nominativ
|
kein Suffix, da Grundform
|
|
Genitiv
|
-(n)in/ -(n)ün/ -(n)ın/ -(n)un
|
große Vokalharmonie
|
Dativ
|
-(y)e/ -(y)a
|
kleine Vokalharmonie
|
Akkusativ
|
-(y)i/ -(y)ü/ -(y)ı/ -(y)u
|
große Vokalharmonie
|
Lokativ
|
-de/-da
|
kleine Vokalharmonie
|
Ablativ
|
-den/-dan
|
kleine Vokalharmonie
|
Sie sehen
also: Von der großen Vokalharmonie betroffen sind der Genitiv und der
Akkusativ. Bei allen übrigen Fällen greift die kleine Vokalharmonie.
Des Weiteren
gelten für das Anfügen der Suffixe des jeweiligen Falles die Regeln des
Konsonantenwandels. Das Prinzip, das hinter diesen lautlichen Veränderungen
steckt, ist, dass man dem türkischen Sprachgefühl folgend nicht stimmhafte und
stimmlose Konsonanten aufeinander folgend sprechen kann. Aus diesem Grund muss
die lautliche Umgebung angepasst werden. Die Regeln können Sie entweder als
Übersicht im Kapitel zum Konsonantenwandel nachschlagen oder auch im
jeweiligen Kapitel wiederholen.
Beim Anfügen
einer Suffixendung sollten Sie aber noch zwei große Regeln kennen:
1. Bei der
Deklination von Eigennamen wird die Suffixendung mit einem Apostroph
abgetrennt. Wir zeigen Ihnen an dieser Stelle, wie man den türkischen Vornamen
Emre (auf deutsch bedeutet der Name der Freund) dekliniert.
BEISPIELE
für die Deklination von Eigennamen: |
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Nominativ
|
Emre
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Genitiv
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Emrenin
|
Dativ
|
Emreye
|
Akkusativ
|
Emreyi
|
Lokativ
|
Emrede
|
Ablativ
|
Emreden
|
2. Und wie
dekliniert man Substantive im Plural? Substantive, die im Plural stehen, werden
dekliniert, indem man das Suffix des Falles einfach an die Pluralendung hinten
anfügt. Wir zeigen Ihnen, wie man das für das Beispiel die Kinder (çocuklar)
machen würde.
BEISPIELE
für die Deklination von Substantiven im Plural: |
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Nominativ
|
çocuklar
|
Genitiv
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çocukların
|
Dativ
|
çocuklara
|
Akkusativ
|
çocukları
|
Lokativ
|
çocuklarda
|
Ablativ
|
çocuklardan
|
Der Nominativ im Türkischen:
Bildung und Gebrauch
Auf Türkisch
heißt der Nominativ yalın durum. Dieser Fall hat im Türkischen keine Fallendung.
Er ist sozusagen die Grundform eines jeden Substantivs. In dieser Form finden
Sie jedes Substantiv in Wörterbüchern und natürlich auch in den Vokabellisten
Ihres Sprachkurses.
Den
Nominativ erfragen Sie mit Kim? (dt.: Wer?) und Ne? (dt.: Was?).
Der
Nominativ im Türkischen wird auf zweifache Weise eingesetzt: Die erste Art des
Einsatzes ist Ihnen aus dem Deutschen wohl bekannt: Das Subjekt eines
türkischen Satzes steht im Nominativ.
BEISPIELE
für den Gebrauch des Nominativ im Türkischen:
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|
Ben okuyorum.
|
Ich lese.
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Metin alışverişe gidiyor.
|
Metin geht einkaufen.
|
Küçük çocuk uyuyor.
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Das kleine Kind schläft.
|
Die zweite
Art des Gebrauchs dieses Falls ist neu für Sie: Im Türkischen steht das
unbestimmte direkte Objekt im Nominativ. Und hier müssen Sie umdenken! Im
Deutschen würden Sie in solchen Fällen immer den Akkusativ benutzen. Im
Türkischen aber steht hier das Objekt auch im Nominativ. Was bedeutet das für
Sie? Sie werden sich bestimmt an diese Konstruktion gewöhnen. Allerdings
sollten Sie sich an dieser Stelle nochmals vergegenwärtigen, an welcher Stelle
des türkischen Satzes das Objekt zu finden ist.
Der Satzbau
im Türkischen folgt dem Muster Subjekt – Objekt – Verb. Achtung! Das ist
anders als im Deutschen: Für das Deutsche lautet die Grundregel Subjekt – Verb
– Objekt.
Am besten
Sie schauen sich das ganze Problem anhand eines einfachen Beispiels an:
BEISPIEL
für den Gebrauch des Nominativ im Türkischen:
|
||
Türkisch
|
wörtliche Übersetzung
|
Deutsch
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Köpek kedi kovalıyor.
|
Hund – Katze – jagen.
|
Der Hund jagt eine Katze.
|
Kedi köpek kovalıyor.
|
Katze – Hund – jagen.
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Die Katze jagt einen Hund.
|
Beide Substantive
(Hund und Katz) stehen in beiden türkischen Sätzen im Nominativ. Allein ihre
Stellung im Satz entscheidet über die Aussage des Satzes. Aber das werden Sie
sich bestimmt schnell merken können, denn Sie kennen ja jetzt die Regel für die
Satzstellung im Türkischen und können sich die Bedeutung immer aus den Kontext
erschließen.
Für das
türkische Sprachverständnis kennzeichnet diese Verwendung im Nominativ, dass
dieses Objekt des Satzes noch nicht näher bekannt, also eher unspezifisch ist.
In der türkischen Grammatik finden Sie diese Konstruktion unter dem Begriff belirtisiz
nesne – was zu Deutsch unmarkiertes Objekt bedeutet.
Sobald obiger Satz lauten würde: Der Hund jagt meine Katze, so
würde das Objekt wie im Deutschen auch im Akkusativ stehen. Für den türkischen
Sprecher wäre die Katze nun ein spezifisches, also bekanntes Objekt und eine
Verwendung des Nominativs wäre in diesem Fall nicht mehr gerechtfertigt.
Hier finden
Sie weitere Beispiele für die Verwendung des Nominativs. Wir haben die unspezifischen
Sätze in dieser Tabelle immer gekennzeichnet und mit Farbe hinterlegt.
Weitere
Beispiele für den Gebrauch des Nominativs im Türkischen:
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||
Türkisch
|
wörtliche Übersetzung
|
Deutsch
|
Hazan bir kitap satın alır.
|
Hazan – ein Buch – kauft.
|
Hazan kauft ein Buch.
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Hazan bu kitabı satın alır.
|
Hazan – dieses Buch – kauft.
|
Hazan kauft dieses Buch.
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Özgür bir film izliyor.
|
Özgür – ein Film – anschaut.
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Özgür schaut sich einen Film an.
|
Özgür Muzaffer Özdemir`in yeni filmini izliyor.
|
Özgür – mit Muzaffer Özdemir – neuen Film –
anschaut.
|
Özgür schaut sich den neuen Film mit Muzaffer
Özdemir an.
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Ben bir pantolon satın alıyorum.
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Ich - eine Hose - kaufen.
|
Ich kaufe eine Hose.
|
Ben reklamda gördüğüm pantolonu satın alıyorum.
|
Ich – in der Reklame gesehen – Hose – kaufen.
|
Ich kaufe die Hose, die ich in der Werbung gesehen
habe.
|
Zu guter
Letzt steht auch ein Prädikativ im Türkischen im Nominativ. Das Prädikativ ist
eine Einheit, die nah zum Prädikat (also zum Verb des Satzes) gehört. Als Verb
kommen in diesem Fall aber nur die Hilfsverben sein, werden oder
bleiben in Frage. Das Prädikativ kann ein
Adjektiv
oder ein Substantiv (bzw. eine Nominalphrase) sein.
BEISPIELE
für den Gebrauch des Nominativs als Prädikativ:
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Nesrin hemşiredir.
|
Nesrin ist Krankenschwester.
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Emre grafikerdir.
|
Emre ist Grafiker.
|
Gözde iyi bir öğrencidir.
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Gözde ist eine gute Schülerin.
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Bizim komşumuz Türktür.
|
Unser Nachbar ist Türke.
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Bizim komşumuz Almandır.
|
Unser Nachbar ist Deutscher.
|
Die Bildung des Genitivs
Bei der
Bildung des Genitivs (tamlayan durumu) greift das Prinzip der großen Vokalharmonie. Bei diesem Prinzip wird der Vokal
in der Genitivendung an den Vokal in der Endsilbe des Substantivs angepasst.
Wenn Sie also einen Genitiv im Türkischen bilden möchten, so müssen Sie diese
Regeln beachten:
Die Bildung des Genitivs im Türkischen nach der
großen Vokalharmonie
|
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Vokal in der Endsilbe
|
Suffixendung im Genitiv
|
||
helle
Vokale
|
e und i
|
→
|
-(n)in
|
ö und ü
|
→
|
-(n)ün
|
|
dunkle
Vokale
|
a und ı
|
→
|
-(n)ın
|
o und u
|
→
|
-(n)un
|
Sie müssen
also vier Endungen lernen und erkennen können, die den Genitiv im Türkischen
kennzeichnen. Bitte beachten Sie, dass Sie - sobald das zu verändernde
Substantiv mit einem Vokal endet - das Genitivsuffix um das in Klammern
geschriebene n erweitern müssen. In der nachstehenden Tabelle ist das
beispielsweise bei soru (dt. die Frage) der Fall. Der Genitiv dieses
Wortes lautet sorunun.
Am besten
Sie fangen gleich an zu üben, indem Sie sich diese Beispiele anschauen:
BEISPIELE
für die Bildung des Genitivs:
|
|||
Vokal in der Endsilbe
|
Nominativ
|
Genitiv
|
|
helle
Vokale
|
e und i |
mendil
(Taschentuch) |
mendilin
|
tren
(Zug) |
trenin
|
||
Türkye
(Türkei) |
Türkiye'nin
|
||
çiçek
(Blume) |
çiçeğin
|
||
ö und ü |
düğün
(Hochzeit) |
düğünün
|
|
düdük
(Pfeife) |
düdüğün
|
||
köy
(Dorf) |
köyün
|
||
söğüt
(Weide) |
söğüdün
|
||
dunkle
Vokale
|
a und ı |
fırın
(Bäckerei) |
fırının
|
saray
(Schloss) |
sarayın
|
||
Almanya
(Deutschland) |
Almanya'nın
|
||
kayak
(Ski) |
kayağın
|
||
o und u |
okul
(Schule) |
okulun
|
|
yol
(Straße, Weg) |
yolun
|
||
Burcu
(Burcu; Eigenname) |
Burcu'nun
|
||
soru
(Frage) |
sorunun
|
Bestimmt
haben Sie sich beim Durcharbeiten dieser Beispieltabelle gefragt, warum der
Genitiv von çiçek (dt. Blume) çiçeğin lautet und nicht çiçekin.
Beim Anhängen des Suffixes muss man ein zweites Prinzip der türkischen
Lautlehre beachten: den Konsonantenwandel. Das Prinzip, das hinter diesen
lautlichen Veränderungen steckt, ist, dass man dem türkischen Sprachgefühl
folgend, nicht stimmhafte und stimmlose Konsonanten nacheinander sprechen kann.
Aus diesem Grund muss die lautliche Umgebung angepasst werden. In unserem Fall
kommt es zu einer Erweichung des Konsonanten im Auslaut des Substantivs çiçek.
Dieses Muster greift immer dann, wenn ein Suffix an das Wort angefügt wird, das
mit einem Vokal beginnt. Hier wird der stimmlose Endkonsonant k zu einem
stimmhaften Konsonanten ğ. Nach dem gleichen Muster verändert sich
übrigens auch der Endkonsonant der Substantive in söğüt und kayak
in obiger Tabelle.
Nachdem Sie
jetzt die Regeln zur Bildung des Genitiv kennen, lesen Sie bitte im nächsten
Kapitel weiter. Dort zeigen wir Ihnen, wann man den Genitiv im Türkischen
einsetzt.
Meines? - Deines!: Wann
gebraucht man den Genitiv im Türkischen
Ganz
allgemein wird der Genitiv im Türkischen - wie im Deutschen auch - eingesetzt,
um Besitz und Zugehörigkeit und Ursprung oder Herkunft zu beschreiben. Nach dem
Genitiv fragt man mit Kimin? (dt.: Wessen?) oder Neyin? (dt.: Von
was?).
Nur selten
steht ein Genitiv im Türkischen alleine. Wenn Sie doch auf einen
alleinstehenden Genitiv treffen, so wird dieser verwendet, um das deutsche gehören
zum Ausdruck zu bringen, denn dieses Verb gibt es so im Türkischen nicht.
BEISPIELE
für den Gebrauch des Genitivs im Sinne von „gehören“:
|
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Türkisch
|
wörtliche Übersetzung
|
Deutsch
|
Bu kitap Emre`ye aittir.
|
des Emres Buch
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Das Buch gehört Emre.
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Kitaplar Emreye aittir.
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des Emres Bücher
|
Die Bücher gehören Emre.
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Bu araba firmaya aittir.
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der Firma Auto
|
Das Auto gehört der Firma.
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Ayakkabılar kız kardeşime aittir.
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der Schwester Schuhe
|
Die Schuhe gehören der Schwester.
|
In den
meisten Fällen aber treffen Sie auf den Genitiv im Türkischen als Bestandteil
einer ganzen Genitivkonstruktion. Hier finden Sie den Genitiv eines Substantivs,
der sich auf weitere Substantive bzw. Satzteile bezieht. Es kommt so zu einer
Verkettung. Das Prinzip hinter dieser Verkettung ist, dass Besitzer und Besitz
zusammengespannt werden. Wie sieht diese Konstruktion aus?
Diese
Konstruktion folgt dieser Faustregel:
Besitzer (+
Genitivsuffix) - Besitz (+ Possessivendung)
Sie werden
bei dieser Konstruktion an erster Stelle den Besitzer finden. An dieses
Substantiv wird die Endung für den Genitiv angehängt. Dem Besitzer folgt der
Besitz, an den die Possessivendung angehängt wird.
An dieser
Stelle möchten wir schon vorwegnehmen, dass es im Türkischen neben den
besitzanzeigenden Pronomen (den Possessivpronomen) eine besitzanzeigende Endung
gibt (die Possessivendung), die das Substantiv begleitet.
Diese Endung wird immer an das Substantiv angehängt, wenn ein Besitzverhältnis
im Türkischen ausgedrückt werden soll. Das Possessivpronomen dagegen wird oft
weggelassen.
Bitte
beachten Sie auch, dass hier die Stellung anders ist als im Deutschen: Im
Deutschen sagen Sie das Auto des Vaters. Sie nennen also zuerst den
Besitz und dann den Besitzer. Im Türkischen ist es genau anders herum. Wörtlich
aus dem Türkischen übersetzt müsste unser Beispiel also des Vaters Auto
lauten. Nun aber sollten Sie sich einige konkrete Beispiele anschauen, um diese
Konstruktion an Beispielen nachzuvollziehen. In dieser Tabelle haben wir die
Genitivsuffixe fett markiert und die Possessivendung kursiv
gesetzt.
BEISPIELE
für Genitivkonstruktionen im Türkischen:
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Besitzer
|
Besitz
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wörtl. Übersetzung
|
deutsch
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babanın
|
arabası
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des Vaters Auto
|
das Auto des Vaters
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arabanın
|
bagajı
|
des Autos Kofferraum
|
der Kofferraum des Autos
|
kız arkadaşının
|
çantası
|
der Freundin Handtasche
|
die Handtasche der Freundin
|
çantanın
|
rengi
|
der Handtasche Farbe
|
die Farbe der Handtasche
|
kız kardeşinin
|
çocukları
|
der Schwester Kinder
|
die Kinder der Schwester
|
çocuklarının
|
okulları
|
der Kinder Schule
|
die Schule der Kinder
|
teyzenin
|
evi
|
der Tante Haus
|
das Haus der Tante
|
evinin
|
bahçesi
|
des Hauses Garten
|
der Garten des Hauses
|
arkadaşının
|
çocuğu
|
des Freundes Tochter
|
die Tochter des Freundes
|
kız çocuğunun
|
kocası
|
der Tochter Ehemann
|
der Ehemann der Tochter
|
Wie Sie in
dieser Tabelle bestimmt schnell erkannt haben, muss man die Regel „Besitzer -
Besitz“ immer einhalten, auch wenn der „Besitzer“ keine natürliche Person im
engeren Sinne ist. Gehen Sie jetzt bitte zu den ersten beiden Beispielen der
Tabelle. Im ersten Beispiel ist der Vater (eine natürliche Person) der Besitzer
des Autos. Im zweiten Beispiel ist das Auto (keine natürliche Person) aber der
Besitzer des Kofferraumes und muss an erster Stelle genannt werden.
Bestimmt ist
es auch interessant für Sie den Genitiv und seine Konstruktion im Zusammenhang
ganzer Sätze zu lesen:
BEISPIELE
für den Gebrauch des Genitivs:
|
|
Bana
sadece dükkanın adresini ver.
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Gib mir
einfach die Adresse des Geschäfts.
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Kuyumcunun
adresini bulana kadar bütün şehiri dolaşır.
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Er ist
durch die ganze Stadt gelaufen, bevor er die Adresse des Juweliers gefunden
hat.
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Yarım saat
sonra kardeşinin evine gelirler.
|
Nach einer
halben Stunde kommen sie zum Haus des Bruders.
|
Matematik
kitabının ikinci bölümünde yazıyor.
|
Es steht
im zweiten Kapitel des Mathebuchs.
|
Ögretmeninin
annesi cok yardımsever bir bayan.
|
Die Mutter
ihrer Lehrerin ist eine sehr hilfsbereite Frau.
|
Komşumuzun
arabası çalındı.
|
Das Auto
unseres Nachbarn wurde gestohlen.
|
Im nächsten
Kapitel erklären wir Ihnen die Bildung des Dativs (des dritten Falles). Im daran
anschließenden Kapitel finden Sie den Gebrauch des Dativs beschrieben.
Ausnahme: Die Deklination von su
(dt. Wasser)
Im
Türkischen gibt es nur ein Substantiv, dessen Deklination unregelmäßig ist und
nicht mit den Regeln der Lautlehre (Vokalharmonie und Konsonantenwandel) erklärt werden kann. Dieses eine
Wort ist su (dt. Wasser) und Sie sollten es einfach auswendig lernen.
Achtung unregelmäßig!: Die Deklination von su
(dt. Wasser)
|
|
Nominativ
|
su
|
Genitiv
|
suyun
|
Dativ
|
suya
|
Akkusativ
|
suyu
|
Lokativ
|
suda
|
Ablativ
|
sudan
|
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